Prostatakrebs ist nach Lungen- und Darmkrebs die dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern in Europa. In der Europäischen Union sterben in diesem Jahr etwa 78.000 Männer an einem Prostatakrebs. Ein wissenschaftliches Team um Prof. Dr. C. La Vecchia von der Universität in Mailand wertete die jedes Jahr von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlichten Zahlen zu den Krebstodesursachen in der Europäischen Union aus. Nach diesen in der wissenschaftlichen Zeitschrift Annals of Oncology veröffentlichten Berechnungen gehen die Todesfälle an Prostatakrebs in Westeuropa zurück, während sie in Osteuropa ansteigen.

Ein Prostatakarzinom ist bei Männern für etwa jeden 10. Krebstodesfall verantwortlich. Unter den Europäischen Ländern ist die altersspezifische Sterberate mit 5,8 auf 100.000 Einwohnern in Italien am niedrigsten. Dann kommen Spanien mit (7,2/100.000) und Frankreich mit (7,3/100.000). In Deutschland und Großbritannien ist die altersspezifische Sterberate etwas höher (11 von 100.000) Männern. Am höchsten ist die altersspezifische Sterberate in Polen (14,7/100.000). Damit sterben in Polen ungefähr doppelt so viele Männer am Prostatakrebs wie in Italien und Polen ist das Einzige der verglichenen Länder, in denen die altersspezifische Sterberate in den letzten Jahren auch noch weiter angestiegen ist. In allen anderen 4 Ländern kam es zu einem Rückgang der altersspezifischen Sterberate von Prostatakrebs.

Die wahrscheinlichste Erklärung für die Zunahme in Polen ist ein eingeschränkter Zugang zu den neuen und effektiven Therapiemöglichkeiten. Eine Operation oder Radiotherapie können den Tumor zwar nicht immer heilen, aber sie können den Krebs beschränken, sodass viele ältere Männer an anderen Krankheiten sterben. Standardtherapie sind auch Tabletten wie der Androgenentzug oder weitere Wirkstoffe (Abirateron, Enzalutamid) die zusammen mit einer verbesserten Hormon- und Chemotherapie den Überlebenszeitraum um bis zu 5 Jahre verlängern.

Die Studienautoren vermuten, dass in osteuropäischen Ländern, wie etwa Polen, diese neuen Therapien beim Prostatakarzinom nicht in gleichem Umfang zur Verfügung stehen wie in Westeuropa. Dies könnte auch für andere Krebsarten gelten und könnte erklären, warum die altersspezifische Sterberate für alle Krebsarten in Polen insgesamt um ca. 25 % über dem europäischen Durchschnitt liegt. Der Gesamttrend bei der Krebssterblichkeit ist in Europa aber günstig. Die altersspezifische Sterberate für alle Krebsarten ist von 137,5 auf 130,1 pro 100.000 Einwohner zurückgegangen. Das ist auf die sinkende Zahl von Rauchern (wichtigster Risikofaktor für Lungenkrebs) und die sinkende Zahl der Todesfälle am Mammakarzinom bei Frauen infolge Früherkennung und besserer Behandlung zurückzuführen. Auch ist ein deutlicher Rückgang beim Magenkrebs (weniger H. pylori-Erkrankungen) und dem Darmkrebs (verbesserte Therapie und Früherkennung) zu verzeichnen.

WJS

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