Antikörper sind im Rahmen einer Immunantwort des Körpers gegen Antigene vollkommen normal. Falls diese Immunantwort im Rahmen von Krankheiten nicht ordnungsgemäß abläuft, können Antikörper einige Zellen des Immunsystems zur Ausschüttung von anderen Substanzen anregen. Bei der klassischen Allergie werden IgE Antikörper gebildet, welche dann wieder Mastzellen und basophile Granulozyten (weiße Blutkörperchen) zur Ausschüttung von Histamin veranlassen.

Bei Histaminintoleranz steht häufig der Verdacht auf eine Lebensmittelallergie im Raum. Doch die Beschwerden gehen nur sehr selten auf eine wirkliche Allergie zurück, betont auch die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Weniger bekannt, aber deutlich häufiger verbreitet, und Ursache der Beschwerden sind die sogenannten Nahrungsmittelintoleranzen. Somit führt die Histaminintoleranz ohne dass eine Allergie beteiligt ist zu den Beschwerden.

Winter 2015Die einzige Nahrungsmittelintoleranz mit Beteiligung einer allergischen Reaktion ist die seltene Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Dabei kann man einen Antikörper gegen Gewebstranglutaminase im Blut messen und zusätzlich mit einer Gewebeprobe aus dem Zwölffingerdarm eine Diagnose feststellen. Erst seit wenigen Jahren sind einzelne systemische  Erkrankungen mit erhöhten IgG4 Werten bekannt. Dazu zählen die sehr seltene autoimmune Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), die Riedel-Struma (Schilddrüsenentzündung) und der Mb. Ormond die sogenannten Retroperitonealfibrose. Diese seltenen teils sehr schweren Erkrankungen stehen nicht im Zusammenhang mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, und selbst diese Erkrankungen werden auch nicht von den erhältlichen IgG4 Tests erfasst.

Damit ist klar, dass alle großen Fachgesellschaften wie die European Academy of Allergology and Clinical Immunology, sowie die deutsche Gesellschaft für Allergie und Klinische Immunologie, und auch die österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie  die im Handel und auch im Internet erhältlichen IgG bzw. IgG4-Antikörper Tests zur Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten (genauso wie Bioresonanz) als vollkommen ungeeignet ablehnen.

Die daraus abgeleiteten Fehldiagnosen können bei Betroffenen zu großer Unsicherheit sowie zu einer ungerechtfertigten Einschränkung des Essens führen, und richten somit deutlich mehr Schaden als Nutzen an.

WJS

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