Ein preisgekrönter Vortrag am Kongress in München der European Association for the Study of Diabetes wurde von Univ. Prof. Dr. A. Hattersley gehalten mit dem Titel: „Defining Heterogeneity in Diabetes to improve clinical care“. Prof. Dr. A. Hattersley startete im Jahr 1995 mit Forschungen über genetische Diabetesformen und beschrieb eine Mutation Kir6.2 des ATP-abhängigen Kaliumkanals der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Diese Mutation bewirkt einen Diabetes mellitus bei Neugeborenen, der nicht durch Insulin, sondern mit Tabletten (sogenannten Sulfonylharnstoffen), welche diesen Kaliumkanal schließen, zu behandeln ist. Die Forschungen von Prof. Dr. A. Hattersley wurde in die Leitlinien der Fachgesellschaften übernommen: Bei einem Diabetes mellitus bei Neugeborenen, der länger als 6 Monate dauert, kann eine genetische Untersuchung erfolgen, welche dann zur Festlegung der Medikamente verwendet wird und weltweit kostenlos über die Wellcome Foundation angeboten wird.
Im Jahr 1974 wurde der von Dr. Tattersall ein nicht-insulinabhängiger Diabetes mellitus vor dem 25. Lebensjahr beschrieben, dieser wird „Maturity Onset Diabetes of the Youth“ (MODY) genannt. Heute ist bekannt, dass  22% durch Veränderungen (Mutationen) im Gen der Glukokinase bedingt sind, und  66% durch veränderte Transskriptionsfaktoren. Die MODY Diagnose ist nur mit Genanalyse möglich, denn klinische Kriterien sind unzureichend aussagekräftig.
Wie wichtig die exakte Diagnose eines Diabetes mellitus ist, demonstrierte Prof. Dr. A. Hattersley mit der neuen britischen Premierministerin, Frau Theresa May. Der Typ 1 Diabetes tritt über das gesamte Leben in gleicher Häufigkeit auf. Als Theresa May mit 56 Jahren einen Diabetes mellitus entwickelte, wurde sie über ein Jahr lang als Typ 2 Diabetes erfolglos mit Tabletten therapiert, bis die Diagnose zu einem Typ 1 Diabetes mellitus geändert wurde. Jetzt wird die Premierministerin Theresa May mit einer intensivierten Insulintherapie mit täglichem Basal- und Essensinsulin behandelt.  Daten aus der UK Biobank zeigen, dass etwa die Hälfte aller Fälle von Typ 1 Diabetes nach dem 30. Lebensjahr auftritt. Deshalb sollten Ärzte bei einem neu aufgetretenen Diabetes mellitus bei Erwachsenen nicht automatisch in der Annahme eines Typ 2 Diabetes die Behandlung mit Tabletten beginnen.
Ich kann mich mit meinen persönlichen Erfahrungen, da im 19 Lebensjahr eine Therapie meines Diabetes mellitus Typ 1 mit Tabletten begonnen wurde, nur an diese Darstellungen anschließen.
WJS