Fast ein Drittel aller Medikamente wird ohne wissenschaftliche Evidenz, das heisst ohne Beweis der Wirksamkeit durch wissenschaftliche, schulmedizinische Studien verschrieben. Das ist ein Ergebnis einer kleinen Vorabstudie (169 Patienten aus 22 allgemeinmedizinischen Praxen) der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. A. Sönnichsen, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke (Details dazu auch in der Zeitschrift der Standart).
In der Studie wurden Patienten mit täglich vielen Medikamenten untersucht, und im Durchschnitt etwa 9 verschiedene Medikamente pro Tag einnehmen. Durchschnittlich konnte bei fast 3 Medikamenten pro Patient keine wissenschaftliche, schulmedizinische Begründung für die Verschreibung gefunden werden. Fast alle der Patienten (>90 %) wiesen die Einnahme von mindestens einem unbegründeten Medikament auf. Darüber hinaus fanden sich zahlreiche Dosierungsfehler (>50 %), Wechselwirkungen zwischen Medikamenten (fast 60 %) und Verordnungen von Medikamenten, die bei über 65-jährigen Patienten nicht verordnet werden sollten (fast 40%).
Schulmedizinisch und wissenschaftlich begründet eingesetzte Medikamente helfen viele Krankheiten zu heilen und Leiden zu reduzieren. Oft werden wie in dieser Studie gezeigt verschiedene Medikamente zum Teil unnötig verschrieben. Das Ergebnis ist ein Pillencocktail, der auch negative Folgen für den Patienten haben kann. Im günstigsten Fall treten nur unscheinbare und geringe Nebenwirkungen auf, aber es kommt auch bei älteren Patienten zu unnötigen Krankenhausaufenthalten oder sogar zu Todesfällen.
Mit der Verordnung von notwendigen, schulmedizinisch untersuchten und mit Studien als wirksam beschriebenen Medikamenten kann man insgesamt die Zahl der Medikamente pro Patient und auch die Kosten senken.
WJS