Univ. Prof. Dr. JE Manson und andere Mitglieder des Komitees verantwortlich für die diätetischen Empfehlungen zu Vitamin D und Kalzium in den USA beklagen jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift New England Journal of Medicine, dass ihre zuletzt erstellten Empfehlungen missverstanden wurden.
Die Autoren betonen nochmals, dass die Leser eine Vitamin D (25-Hydroxyvitamin D[25(OH)D]) Konzentration im Blut von 20 ng/ml (50 nmol/l) falsch verstanden und als empfohlene untere Normgrenze betrachtet haben. Dieser Wert wurde aber lediglich als „angemessen“ und somit für die Gesundheit ausreichender Wert bezeichnet. In Wahrheit genügt für den größten Teil (97,5%) der Menschen ein Vitamin D Wert von „20 ng/ml oder weniger“ und für etwa 50% genüge sogar ein Vitamin D Wert von „16 ng/ml oder noch weniger“. In seither veröffentlichten und häufig zitierten Studien zur Vitamin D Versorgung wird jetzt durch dieses Missverständnis von einer Mangel-Pandemie (länderübergreifender Mangel an Vitamin D) gesprochen. Das ist aber völlig übertrieben.
Die Mitglieder dieses Komitees für die diätetischen Empfehlungen zu Vitamin D und Kalzium in den USA (mit Univ. Prof. Dr. JE Manson) geben auf der Basis von Vitamin D Messungen einen Wert von unter 12,5 ng/ml an, bei dem man von einem Vitamin D Mangel sprechen könnte, und das kommt nur bei ca. 6% der Menschen vor.
Die Autoren betonen, dass 400 IE/Tag oder 800 IE/Tag Vitamin D Bedarf nur bei fehlender oder sehr geringer Sonnenexposition, und daher ohne wesentliche Vitamin D Synthese (Produktion) in der Haut notwendig sind. Für die individuelle Beratung von Personen empfehlen die Autoren jetzt noch einmal, dass statt eines massenhaften Screenings (Bestimmung) der Vitamin D Werte und ungerechtfertigter Supplementierung (Einnahme) mit Vitamin D Tabletten die richtige Auswahl der Nahrungsmittel der wichtigste Teil der Beratung ist. In Zukunft soll auch der Vitamin D Inhalt von Nahrungsmitteln auf Packungen angegeben werden.
Die praktischen Empfehlungen lauten, dass bei offensichtlich gesunden Personen/Patienten Vitamin D Werte im (Serum) Blut nicht gemessen werden sollen, denn ein Vitamin D Mangel ist sehr unwahrscheinlich. Wenige Risikofaktoren für Vitamin D Mangel sind: das Leben älterer Menschen in Heimen, die Osteoporose, eine intestinale Malabsorption (Darmerkrankungen) und z.B. Behandlung mit Antiepileptika. Hier sei, ebenso wie bei Osteoporose und auch bei Verdacht auf Osteomalazie, die Vitamin D Messung notwendig, sowie bei Vitamin D Einnahme dann auch zur Kontrolle einer notwendigen Vitamin D Dosis. Generell kann davon ausgegangen werden, dass die positiven Effekte von Vitamin D auf den Knochenstoffwechsel etabliert sind, aber weitere Gründe zur Einnahme von Vitamin D noch nicht gesichert sind.
Bei gesund erscheinenden Personen, und solchen ohne die bekannten Risikofaktoren sollte daher Vitamin D (25-Hydroxyvitamin D) nicht gemessen werden.
WJS