Es gibt bisher bereits viele Theorien über den Zusammenhang von Kochsalz und Bluthochdruck. Eine jetzt veröffentlichte neue Studie konnte nun eine mögliche Erklärung liefern, warum der Bluthochdruck bei manchen Menschen durch Kochsalz ansteigt und bei anderen nicht. Diese in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature publizierte Studie der Forscher des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin und der Charité Berlin deutet auf den Zusammenhang zwischen salzreicher Ernährung, Darmmikrobiom (Darmbakterien), TH17-Immunzellen und dem Blutdruck hin. Seit einigen Jahren wird ein Zusammenhang der menschlichen Darmbakterien für die Entstehung von Bluthochdruck beim Menschen vermutet.

Die Wissenschaftler bemerkten, dass sich bei Mäusen, deren Futter eine um nur 4 % erhöhte Salzkonzentration hatte, die Darmbakterien veränderten. Im Vordergrund war dabei die Verminderung des Milchsäurebakteriums Lactobacillus murinus, mit einer Vermehrung von TH17-Immunzellen, und dann folgend einer Erhöhung des Blutdrucks. Es wird vermutet, dass diese TH17-Immunzellen den Blutdruck erhöhen und auch andere Entzündungsprozesse begünstigen. In darauf folgenden Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass erhöhte Zufuhr von Lactobacillus murinus mit der Ernährung die durch die salzreiche Kost verursachte Vermehrung der TH17-Immunzellen als auch den Blutdruckanstieg verhinderte.

Danach untersuchten die Wissenschaftler bei 12 Patienten, ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind. Die Umstellung der Patienten auf eine salzreiche Ernährung mit 14 Gramm Kochsalz pro Tag (empfohlen wird derzeit eine geringe Salzaufnahme von maximal 5-6 Gramm/Tag) führte zu einem Blutdruckanstieg als auch zu einem Rückgang von Lactobacillus murinus im Darm. Jene Probanden, die zusätzlich zu der salzreichen Kost die Milchsäurebakterien erhielten, zeigten jedoch keinen Blutdruckanstieg. Die Milchsäurebakterien scheinen also auch bei Menschen zu verhindern, dass salzreiche Ernährung den Blutdruck erhöht.

Die regelmäßige Aufnahme von Laktobacillus murinus mit der Nahrung könnte vor der unerwünschten Erhöhung des Blutdruckes durch Salz schützen. Laktobacillus murinus wird auch für die Herstellung fermentierter Milchprodukte wie zum Beispiel Joghurt genutzt. Zudem liefern die aktuellen Studienergebnisse eine mögliche Erklärung dafür, weshalb der Blutdruck bei verschiedenen Menschen unterschiedlich empfindlich auf die Kochsalzzufuhr mit der Nahrung reagiert. 

Bevor aber jetzt geschlossen werden kann, dass Milchsäurebakterien hilfreich sind um die Erhöhung des Blutdruckes durch Salzkonsum zu verhindern, müssen noch weitere, große Untersuchungen folgen. Beim ungünstigen Einfluss von zu viel Salz auf das Herz-Kreislauf System sollte nicht vergessen werden, dass auch die Aufnahme von zu wenig Salz Herzkreislauf-Erkrankungen und Todesfälle beim Menschen erhöht.

WJS

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