Lebensmittelunverträglichkeiten sind auf dem Vormarsch, und jeder kennt wahrscheinlich jemanden, der das eine oder andere Lebensmittel meiden muss. Nun kommt immer häufiger das „glutenfreie“ Essen in Diskussion, bei dem die meisten Brote, Nudeln und Kuchen vom Speiseplan gestrichen werden. Das ist ein sehr schnell wachsender Bereich des Supermarktes mit einem wachsenden (und teuren) Angebot an glutenfreien Lebensmitteln im Verkauf.
Die echte Zöliakie (glutenbedingte Darmerkrankung) ist eine lebenslange Autoimmunkrankheit durch das Gluten verursacht. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper, und die empfindliche Schleimhaut des Darmes wird zerstört. Dadurch können schmerzhafte Verdauungsbeschwerden, Unterernährung und ernsthafte andere gesundheitliche Komplikationen verursachen. Der jetzige Boom der glutenfreien Produkte und der Verkauf dieser auch in Restaurants sind für die Erkrankten mit Zöliakie von großem Vorteil. Allerdings wird geschätzt, dass nur 1% der Bevölkerung an echter Zöliakie leidet.
Die überwiegende Mehrheit, und das sind bereits 20% der Bevölkerungen, der heutigen Glutenvermeider macht das entweder als Diät, um Gewicht zu verlieren, oder weil sie glauben, dass sie sich durch den Verzicht auf Gluten besser fühlen. Es gibt eine relatives neues Krankheitsbild: die „nicht-zöliakie Glutenempfindlichkeit“. Dabei kommt es, obwohl diese Menschen nicht an Zöliakie leiden, aber behaupten, unter Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Ãœbelkeit zu leiden, wenn sie Gluten essen. Es gibt weder Laborwerte noch andere Untersuchungen, welche diese nicht-zöliakie Glutenempfindlichkeit nachweisen. Ich habe große Ähnlichkeit mit den Beschwerden bei Histaminintoleranz festgestellt denn viele glutenhaltige Nahrungsmittel (Bäckereiprodukte) werden mit Hefe hergestellt und enthalten daher auch Histamin.
Bei allen Patienten mit Verdauungsbeschwerden sollen auch andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten, insbesondere die echte Zöliakie, Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption, ausgeschlossen werden. Und dann sollte auch an eine Histaminintoleranz gedacht werden, denn eine histaminreduzierte Ernährung hilft diesen Patienten bis zur Beschwerdefreiheit. Eine, ohne medizinischen Grund, eingehaltene glutenfreie Ernährung ist gesundheitlich nicht sinnvoll.
WJS