Seit beinahe hundert Jahren ist bekannt, dass Histamin einen Kopfschmerz über die Blutgefäße auslösen kann. In den vergangenen 25 Jahren war das wissenschaftliche Interesse an diesem Thema gering. Daher haben sich Herr Dr. Worm und seine Arbeitsgruppe, Danish Headache Center and Department of Neurology N39, University of Copenhagen, Rigshospitalet Glostrup, Dänemark mit einer Zusammenfassung der Literatur beschäftigt. Die Ergebnisse wurde in der wissenschaftlichen Zeitschrift, The Journal of Headache and Pain veröffentlicht.

In den letzten Jahren wurden neben den bereits bekannten 2 Histaminrezeptoren zwei weitere Histaminrezeptoren (H3 und H4) entdeckt. Und es wurden eine Reihe von nicht sedierenden Antihistaminika entwickelt die als mögliche Behandlung bei von Histamin ausgelöster Migräne verwendet werden sollten. Für diese Veröffentlichung wurde die Datenbanken nach geeigneten Studien durchsucht und sorgfältig nach allen Artikeln über Histamin, Antihistaminika und Histaminrezeptoren im Zusammenhang mit Migräne und dem Nervensystem durchsucht. Dabei wurden beinahe 600 Publikationen einbezogen und analysiert. Histamin scheint ein effizienter Auslöser von Migräneanfällen bei Migränepatienten zu sein. Ausgelöst wird dieser Mechanismus durch einen H1-Mechanismus, der wahrscheinlich extrazerebral (außerhalb des Gehirns) wirkt. Diese Ergebnisse sollten unbedingt in weiteren Untersuchung, vor allem in klinischen Studien von Antihistaminika analysiert werden. Die H3- und H4-Rezeptoren sind vor allem im ZNS bzw. auch im Immungewebe zu finden. H3 ist wahrscheinlich an der Antinozizeption (Wahrnehmung) beteiligt und wurde mit kognitiven, neurodegenerativen und auch Schlafstörungen in Verbindung gebracht. Angesichts des bisher begrenzten Wissens über den H4-Rezeptor ist es fraglich, ob dieser Rezeptor an einer Migräne beteiligt ist.

Bisher werden die Antihistaminika der ersten Generation (sowohl H1- als auch H2-Antihistaminika) als präventive (vorbeugende) Migränemittel nicht ausreichend wissenschaftlich unterstützt. Sedierung und Gewichtszunahme sind für Patienten beinahe inakzeptable Nebenwirkungen. Neue nicht-sedierende H1-Antihistaminika müssen erst entsprechend weiter getestet werden. Zentrale H3-Rezeptoren scheinen eine Rolle bei der durch Histamin ausgelösten Migräne zu spielen, die aber erst weiter untersucht werden sollte. Ob der Versuch einer histamin-reduzierten Ernährung eine Rolle bei Reduzierung der Migräne spielen kann muss auch klinisch erst untersucht werden.

WJS

Comments are closed.