Eine neue Studie der Gruppe um Dr. J.L. Anderson vom Intermountain Medical Center Heart Institute, Salt Lake City, USA wurde vor wenigen Tagen auf Kongress der American Heart Association in Chicago präsentiert und in der wissenschaftlichen Zeitschrift Circulation veröffentlicht. Dabei wurde gezeigt, dass Schilddrüsenhormone ganz wesentlichen Einfluss auf die Herzfunktion haben. Eine erhöhte Konzentrationen von freiem Thyroxin (FT4) tritt meistens im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion auf, aber bereits hohe FT4 Werte, welche noch im Normalbereich liegen, steigern das Risiko für Vorhofflimmern.
Patienten mit Vorhofflimmern haben ein stark erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und zusätzlich andere nicht erkennbare Hirnläsionen in bildgebenden Untersuchungen. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ohne Vorhofflimmern ist verbunden mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko. Das eindeutig höchste Risiko besteht bei hyperthyreotem Vorhofflimmern.
Untersucht wurden Datensätze von Patienten der Versicherung Intermountain Healthcare mit gemessener FT4 Konzentration und die keine Tabletten mit Schilddrüsenhormonen erhielten. Tausende (174.914) Patienten wurden eingeschlossen und diese dann über ca. 6 Jahre nachverfolgt. Es fanden sich 4,2% der Personen, die eine FT4 Konzentration über der Obergrenze des Normalbereiches aufwiesen (also an einer Schilddrüsenüberfunktion litten). Diese hatten in der Beobachtungszeit ein doppelt so hohes Risiko für Vorhofflimmern. Allerdings konnte auch bereits ein erhöhtes Risiko mit innerhalb des Normalbereichs steigenden FT4 Werten beobachtet werden. Im obersten Normalbereich lag das Auftreten des Vorhofflimmerns beim 1,4-fachen verglichen mit dem untersten Normalbereich. Interessanterweise gab es einen U-förmigen Zusammenhang zwischen den TSH Werten und dem Auftreten des Vorhofflimmerns. Hier war das Risiko am geringsten im untersten und obersten Normalbereich, aber auch am höchsten außerhalb des Normalbereichs. Ähnlich fand sich auch ein U-förmiger Zusammenhang zu FT3 Werten.
Diese Studien haben eine große Bedeutung insbesondere für die Therapie mit Schilddrüsentabletten (Levothyroxin). Bei einer geringen Unterfunktion der Schilddrüse (latenten Hypothyreose) kann man ja eventuell auf eine Therapie verzichten, so lange die FT4 Werte in der Mitte des Normalbereichs liegen und keine Schilddrüsenerkrankung (z.B. Knoten, Zysten, Hashimoto Thyreoiditis oder Mb. Basedow) sonst vorliegt. Wenn aber bei Schilddrüsenerkrankungen eine Schilddrüsentablette verwendet wird, dann sind für die Patienten am ehesten im mittleren Normalbereich liegende FT4 Werte sinnvoll.
WJS

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