Allen Untersuchungen zufolge werden Nahrungsergänzungsmittel (leider) immer häufiger von Patienten eingenommen. In den vergangenen fünf Jahren ist der Verkauf der in Apotheken erhältlichen Präparate jährlich um rund 6% gestiegen. Diese angebotenen Nahrungsergänzungsmittel sind aber häufig über- und falsch dosiert, sie halten die Vorschläge für die Dosierungen von Vitaminen und Mineralstoffen nicht ein. Das berichten die Wissenschaftler der Hochschule Schwäbisch Gmünd und aus Hamburg in der Zeitschrift Aktuelle Ernährungsmedizin.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hat im Januar 2018 Höchstmengenvorschläge für Nahrungsergänzungsmittel veröffentlicht. Bisher ist aber unklar, ob die verfügbaren Nahrungsergänzungsmittel sich daran halten. Daher wurde jetzt untersucht, wie es um die Dosierungen der angebotenen Nahrungsergänzungsmittel steht. Dafür wurden 106 Nahrungsergänzungsmittel, darunter 30 Einzelvitamine, elf Einzelminerale, 44 Multivitamin, elf Multimineraltabletten und zehn kombinierte Multivitamin und -Mineralstoff Tabletten bezüglich  ihrer Dosierungen untersucht. Eine Ãœberschreitung bei mindestens einem analysierten Nährstoff wiesen 55 Tabletten (52  %) auf. Am häufigsten wurden die Höchstmengen bei Multivitamin- und Multimineralstofftabletten (80  %) überschritten. Je nach Nährstoff waren die Abweichungen zwischen 20 % (z.B. Kalium) und bis zu 700 % (z.B. Vitamin B12). Von den 106 Nahrungsergänzungsmitteln hielten nur rund 48 % der Tabletten die Höchstmengen bei Nährstoffen ein.

Die Frage der Höchstgrenzen für Nahrungsergänzungsmittel wird seit Jahren debattiert. Viele Mitgliedsstaaten der EU haben nationale Höchstwerte festgelegt. Diese Untersuchung zeigt, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Nahrungsergänzungsmittel die Mengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe überschreiten. Auch die EU-Kommission plant einheitliche Höchstwerte für die Zugabe von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln in Lebensmitteln. Mit dem Gebrauch von hoch dosierten Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln können gesundheitliche Risiken einhergehen, insbesondere wenn diese häufig eingenommen werden. Nicht nur, dass diese Nahrungsergänzungsmittel sehr häufig keine nachgewiesene Wirkung für die Gesundheit haben, sind sie also auch noch falsch dosiert. Insgesamt kann man auch festhalten, dass bei durchschnittlicher mitteleuropäischer Ernährung eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel nicht notwendig ist.

WJS

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