Nahrungsergänzungsmittel werden rechtlich als Lebensmittel behandelt (sie unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz) und sind nicht auf Zusammensetzung, Wirksamkeit und Sicherheit überprüft. Erschreckende Zahlen sind: mehr als 50% der USA-Bevölkerung und ca. 30% der Deutschen nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein. Bei mehr als 75.000 Frauen aus der Nurses Health Study, einer Untersuchung an USA-Krankenschwestern ergab, dass bei hoher Zufuhr von Vitamin B6 und B12 ein erhöhtes Risiko für Schenkelhalsbruch besteht. Ein Schenkelhalsbruch ist ein typischer Bruch des Knochens am Oberschenkel in 1. Linie verursacht durch Osteoporose.
Bei diesen Krankenschwestern erlitten in dem Beobachtungszeitraum 2300 (ca. 3%) einen Schenkelhalsbruch. Veröffentlicht wurden diese Daten in der Zeitschrift JAMA Netw Open. Die Patientinnen mit Oberschenkelhalsbruch nahmen täglich im Mittel 3.6 mg Vitamin B6 und 12.1 µg/Tag Vitamin B12 mit Nahrungsergänzungsmittel ein. Dies ist mehr als die empfohlene und notwendige mittlere Tagesdosis in den USA (1.3 mg für Vitamin B6 und 2.4 µg für Vitamin B12) und in der Europäischen Union (1.4 mg und 2.5 µg).
Das höchste Risiko für Oberschenkelhalsbruch war bei einer kombinierten Einnahme von Vitamin B6 und B12 in hohen Dosen (B6 > 35 mg/Tag, B12 > 20 µg/Tag). Dabei war dann das Risiko einen Oberschenkelhalsbruch zu erleiden fast 50% erhöht im Vergleich zu Frauen mit niedriger Aufnahme dieser Vitamine (B6 <2 mg/Tag und B12 <12 µg/Tag).
Die Autoren dieser Publikation können keine Erklärung für diese Zahlen geben. Dieses erhöhte Risiko für Oberschenkelhalsbruch unter hochdosierter Einnahme von Vitamin B6 und B12 wurde mittlerweile bereits in anderen klinischen Studien auch gefunden.
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminpräparaten generell nicht sinnvoll und nicht notwendig ist. Eine gesunde ausgewogene Mischkost versorgt in Mitteleuropa die Bevölkerung (so auch in Österreich) ausreichend mit allen notwendigen Vitaminen.
WJS